Alexander Rollevs, ehemals Lehrer an der Baltic Schule, jetzt an der Christian-Albrechts-
Der im Jahresturnus 1942/1943 von den Neurokybernetikern Warren McCulloch und Walter Pitts unternommene Versuch, biologische Denkprozesse logisch auf ein maschinelles Medium zu übertragen, kann als Auftakt der Diskussion um den Themenkreis der Künstlichen Intelligenz gelten. Es ist ein kurioser historischer Zufall, dass der berühmte Essayist Isaac Asimov im gleichen Jahr eine Futurologie eines vollständig technisierten Zeitalters entwirft.
Heute ist diese Künstliche Intelligenz nicht mehr Zukunft, sondern Gegenwart; und gerade angesichts ihrer erscheinen die von Asimov bereits früh skizzierten Gesetze der Robotik zum Schutz des Menschen vor der Übermacht der Maschinen eher prophetisch als überholt. Was mit müdem Lächeln der verzauberten Zuschauer dieser Entwicklung als technischer Nachbau der Funktionsweise einer menschlichen Zelle begann, scheint den Menschen gegenwärtig – ob bei komplexen Rechenaufgaben, beim Autofahren, »Jeopardy!« oder im »Go«-Spiel – nicht nur eingeholt, sondern überholt zu haben.
Diese tiefgreifende Kränkung der Künstlichen Intelligenz gegenüber ihrem natürlichen Pendant ereignete sich entlang der Befürchtung, dass sie besser und schneller im Denken und Lernen sein könnte. Allerdings bleibt die Bestimmung dessen, was Denken und Lernen in Abgrenzung zu ihren künstlichen Formen sei, das genuine Feld philosophisch-kritischer Begriffsdifferenzierung, deren der Vortrag sich anzunehmen gedenkt.