Michael B. aus der 8d absolviert sein Praktikum bei dem „Ambulanten Pflegedienst – Pflegeservice Maxima“, welcher an der Fackenbruger Allee liegt.

In der zweiten Woche seines Praktikums muss er am Mittwoch erst einmal viel Papiermüll rausbringen. Da die Papiertonne des Büros voll ist, muss er drei Mal jeweils mit zwei großen Müllsäcken, die etwa fünf Kilo wiegen, eine steile Straße hochlaufen, an deren Ende eine öffentliche Papiertonne steht. Das ist recht anstrengend und nimmt etwa eine Stunde in Anspruch.

Nachdem das erledigt ist, haben alle Pause, doch Michael will gerne alle seine Aufgaben so früh wie möglich erledigt haben, da er sobald er fertig ist, nach Hause gehen darf. In der Regel arbeitet Michael in seinem Praktikum von neun bis vierzehn Uhr. Er findet das Praktikum insgesamt viel besser als Schule und würde lieber arbeiten, als weiterhin zur Schule zu gehen

Er hat viel zu tun und beginnt mit seinen Aufgaben in der Buchhaltung. Er muss Kassenbons der letzten drei Monate, auf denen die Ausgaben der Firma stehen, nach Datum sortieren und sie dann noch einmal in eine Mappe abheften und kopieren, damit die Firma diese dem Finanzberater zukommen lassen kann. Das ist nicht sehr spannend, aber es ist im Endeffekt trotzdem nicht schlimm, da es angenehmer ist als schweren Müll rauszubringen. Dieser Vorgang nimmt ungefähr dreieinhalb Stunden in Kauf.

Als er damit fertig ist, hat er nur noch eine Stunde Arbeitszeit, in der er verschiedene kleine Aufträge und Bitten der Mitarbeiter erfüllt. Unter anderem muss er die Batterien in den Uhren von drei Büros austauschen, Plakate und Dienstpläne  aufhängen oder z.B. aus Schränken Locher oder Druckerpapier holen und zum Mitarbeiter bringen, der ihn darum bat. Nachdem auch diese Stunde vorbei ist, darf er nach Hause gehen.

Michael hat zwar einen Traumberuf, den er seit seiner Kindheit verfolgt – den des Informatikers – doch falls es nichts wird, hat er immer noch einen Plan B im Hinterkopf, da ihm dieses Berufspraktikum sehr gefiel, obwohl die Aufgaben, die er machte, viel anstrengender waren als die Aufgaben, die die Mitarbeiter machen mussten, da er wegen seines Alters und auf Grund des Datenschutzes fast nur körperlich anstrengende Aufgaben ausführen durfte. Also würde er als Zweitwahl auch auf das Büromanagement z.B eines Pflegedienstes zurückgreifen.

(Bericht: Michael Bulkin)

Über die Bedeutung von Praktika und Berufsorientierung haben wir mit Herrn Bremer gesprochen. Er ist Sozialpädagoge und an der Baltic-Schule, wie er es bezeichnet, als „Coaching-Fachkraft“ tätig. Als erstes berichtet Herr Bremer über die Maßnahmen, die die Schule ergreift, um Schülerinnen und Schüler im Vorfeld über das Praktikum und den Einstieg in die Berufswelt zu informieren. Als Beispiele führt er Besuche im BIZ (Berufsinformationszentrum), Beratungen durch die Agentur für Arbeit und Betriebsbesichtigungen an. Die Berufsorientierung sei nicht nur Thema im Unterricht, die Schule organisiere auch Veranstaltungen, die Schüler*innen bei der Berufswahl helfen könnten.

Die Art und Weise, wie die Berufsorientierung an der Baltic-Schule heute stattfindet, sei vorbildlich. Herr Bremer hält Praktika für sinnvoll und wichtig: „Ein Praktikum ist in meinen Augen die sinnvollste Berührung mit der Arbeitswelt, weil dort die Gelegenheit gegeben wird, Arbeitsabläufe zu erleben und den eigenen Bezug zu diesen zu finden. Außerdem bieten sie die Chance, sich selbst für eine spätere Ausbildung zu präsentieren und zu orientieren.“ Die Rückmeldungen der Schüler*innen seien durchweg positiv ausgefallen.

(Bericht und Interview Kolja S.)

Auch der Schulleiter Maik Absagen ist der Meinung, dass die Berufsorientierung eine wichtige Rolle an der Baltic-Schule spielt.

Er ist überzeugt, dass insbesondere die Berufspraktika für die berufliche Orientierung wichtig sind, da die Schülerinnen und Schüler der Baltic-Schule Berufe kennenlernen können.

Auch wenn die Schülerinnen und Schüler einen Traumberuf haben, kann es sein, dass die Schülerinnen und Schüler in dem Praktikum merken, dass dieser Beruf doch nichts für sie ist. Andererseits kann es auch sein, dass die Schülerinnen und Schüler ein Praktikum in einem Berufsfeld machen, bei dem sie denken, dass es nichts für sie ist, sich später aber rausstellt, dass dieser Beruf Spaß macht und zu den Schülerinnen und Schülern passt.

Die Baltic-Schule betreibe den ganzen Aufwand, damit  die Schülerinnen und Schüler Erfahrungen in verschiedenen Berufsfeldern machen könnten, wie zum Beispiel Mädchen in männlich dominierten Berufen und Jungen in weiblich dominierten Berufen – so Herr Abshagen.

Zu der Frage: „Hatten sie auch schon mal ein Praktikum und wenn ja, hat es ihnen bei ihrer Jobauswahl geholfen?“,  berichtet Herr Absagen:  „Ja, in der 9. Klasse habe ich mein Praktikum in einem Hotel absolviert, das hat mir bei der Berufswahl jedoch nicht geholfen“. Auf die Frage: „Wie war es früher mit der Berufsorientierung?“, antwortet er: „Die Schülerinnen und Schüler waren früher nicht so gut orientiert, sie kamen eher durch Eltern und Verwandten an ein Praktikum.“ Die Baltic-Schule mache die Berufsorientierung also besser, da die Schüler ein Praktikum in der achten und eines in der neunten Klasse absolvieren könnten. Die Eltern fänden auf Elternabenden und z.B. auch auf der Homepage Informationen zu den beiden Praktika.

(Bericht und Interview: Lea-Sophie Egle)