Ca. 150 Besucher warten gespannt in der Aula der Baltic-Schule auf den Beginn der BalticArt. Die gemeinsame Präsentation der Fachbereiche Kunst, Musik und Darstellendes Spiel/Gestalten am Donnerstag, den 21. März 2019, hat also „volles Haus“.

Bereits zum fünften Mal präsentieren Schülerinnen und Schüler des zehnten Jahrgangs sowie der 11., 12. und 13. Klassen des ästhetischen Profils der Oberstufe Arbeitsergebnisse aus dem Gestalten-, dem Kunst- und dem Musikunterricht, in dem sie von ihren Fachlehrerinnen und -lehrern Andrea Stemmler, Frank Jessen-Asmussen, Christine Peine, Margrit Schimanke, Kristin Riethmüller, tina fenner, Jonathan Leroux, Christin Lunitz und Simon Uhlenhoff unterstützt und begleitet wurden. Gemeinsam eröffnen diese die Veranstaltung.

Liebesbriefe

Der Gestaltenkurs des 10. Jahrgangs (Leitung: Christin Lunitz) bringt im Anschluss szenische Auszüge des selbstverfassten Stücks „Liebesbriefe“ auf die Bühne. Schülerinnen und Schüler des „Baltic-Internats“ machen sich mit dem Bus voller Hoffnungen und Ängste auf den Weg in die neue Schule. Dort angekommen durchleben sie Heimweh, finden Freunde, erfahren erste Liebe, Eifersucht und Intrigen. Doch die spannenden Geschichten werden nicht aufgelöst. Das Publikum wird mit einem Cliffhanger zurückgelassen und auf die Auflösung im Rahmen der Werkstattschau am 05.06.2019 vertröstet.

Weitere Filme folgen in Kürze.

Kurzfilme

Der Musikkurs des 13. Jahrgangs präsentierte im Anschluss Kurzfilme, in denen die Schülerinnen und Schüler das Zusammenspiel von Bild- und Tonmaterial ausloteten. In stummfilmartigen Sequenzen (Western, Thriller, Horror) schufen die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer (Leitung: Simon Uhlenhoff) atmosphärisch dichte Miniaturen, die das Publikum sofort in ihren Bann schlugen. „Wir haben mit genretypischen Elementen gespielt. Es war interessant, wie intensiv man sich durch das Selbermachen mit den Merkmalen und der Wirkung von Filmmusik beschäftigt“, sagte Kiara Russ (13c), „Man möchte dann auch, dass es den Zuschauern gefällt.“

Grenzen überschreiten

Im Anschluss geht der Kurs „Darstellendes Spiel“, 11c, an seine Grenzen; zunächst sportlich in einer kurzen Szene über das Ausloten der eigenen körperlichen, aber auch gesellschaftlicher Grenzen. Danach folgt eine Szene über Ausgrenzung und Mobbing. „Wir haben zunächst freie Assoziationen zum Thema „Grenzen überschreiten“ gesammelt und dann in kleineren Gruppen an den interessantesten Ideen weitergearbeitet. Heute Abend haben wir mit dem Sportthema eine eher actionreiche Szene gezeigt, und eine weitere Szene, bei der es um innere Vorgänge geht. So war für jeden Zuschauer etwas dabei,“ sagt Kaja Reutershan im Anschluss. Fachlehrerin Kristin Riethmüller zeigt sich erfreut: „Die Arbeit mit Schülergruppen ist jedes Jahr inspirierend. Die Schülerinnen und Schüler geben vor und während der Aufführung 150% – sie stehen zu und hinter dem, was sie tun.“

Zeit für Kunst

In der Pause hatten die Zuschauerinnen und Zuschauer die Gelegenheit, auf einem Rundgang durch den naturwissenschaftlichen Fachtrakt sowie in den Klassenräumen der 10. und 13. Klassen die künstlerischen Arbeiten der Schülerinnen und Schüler zu betrachten. Dazu lud sie ein kostümierter Leibhaftiger ein, der unter anderem auf die Kunstperformance „Der Durchbruch – zweimal deutsche Kunst = einmal deutsche Kunst“ verwies.

Vielfältige Eindrücke

Das Spektrum war mit Blick auf die Themen und Techniken überaus breit. Die 12c (Christine Peine) zeigte unter dem Thema „Zwischenmenschliches“ Linoldrucke, die 11c (Andrea Stemmler) Neuinterpretationen bekannter Meister in Malerei und Druckgrafik – z.B. Lübecker Stadtansichten im Stile eines Malers der klassischen Moderne Lyonel Feininger. Die 10c präsentierte im Deutschunterricht (tina fenner) hergestellte typographische Experimente – die Schülerinnen und Schüler wurden dabei durch die Textcollagen Hertha Müllers inspiriert.

Weitere Arbeiten waren Betonskulpturen der 12. Klassen und Styroporkopf-Installationen (Margrit Schimanke) . „Die Veranstaltung gibt den Eltern die Chance, die künstlerische Arbeit ihrer Kinder zu erleben – es ist schön, dass die Eltern diese Möglichkeit nutzen“,  so Margrit Schimanke. Auch Andrea Stemmler ist begeistert von der Arbeit ihrer Schülerinnen und Schüler: „Es ist toll zu sehen, wie geballt an der Baltic-Schule im ästhetischen Bereich gearbeitet wird, und zu beobachten, wie sich im Verlauf der Klassen 11, 12 und 13 Talente entfalten und Schülerinnen und Schüler lernen aus sich herauszugehen“.

Faustsplitter reloaded

Nach der Pause präsentieren Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse Szenen aus der Inszenierung „Faustsplitter reloaded“ nach Goethes Faust-Stoff. Die Szene in Auerbachs Keller wurde in eine Party-Location transponiert, im Anschluss erlebte ein traumatisierter Soldat Krieg und Kriegsspiele, kindische und kindliche Zerstörungswut. Kurslehrerin Christin Lunitz blickt der Aufführung des Stücks am 06. und 07.06. 2019 in der Aula der Baltic-Schule bereits mit Spannung entgegen: „Es ist toll zu sehen, was die Schülerinnen und Schüler auf die Beine stellen und wieviel Kunst bewirken kann – in den Schaffenden und ihrem Publikum.“

… ein rotes Blatt Papier

Bei der nächsten Präsentation hat wieder Christin Lunitz mit einer weiteren Klasse, diesmal der 11d, das Thema politisches Theater szenisch aufbereitet. Nach einem kurzen Einführungsseminar in die unterschiedlichen Funktionen ein und desselben Requisits innerhalb einer Produktion reihen die Schülerinnen und Schüler mehrere gleichermaßen bedrückende wie hoffnungsvolle Tableaus aneinander, in denen immer wieder ein rotes Blatt Papier eine Rolle spielt – entweder als königliches Dekret, als Vertrag oder als Wischlappen. Mal stellt sich ein König tyrannisch gegen sein Volk, mal begehrt ein Volk gegen seinen König auf oder Angestellte gegen ihre Vorgesetzte. Immer ist das rote Papier mit dabei …

Auch Eltern, die die Veranstaltung besuchen, sind begeistert. „Ich fühle mich an meine eigene Schulzeit und die Teilnahme an avantgardistischen Theaterstücken erinnert“, sagt Richard Bergmann. Er ist darüber hinaus sehr beeindruckt von Vielfalt und Qualität der ausgestellten künstlerischen Arbeiten, besonders die unterschiedlichen Interpretationen verschiedener Kunststile haben es ihm angetan. Anja Kallweit stimmt ihm zu: „Manches würde man sich gerne zu Hause an die Wand hängen.“

Kunstlehrerin Christine Peine fasst am Ende der Veranstaltung die besondere Bedeutung der BalticArt für die Schülerinnen und Schüler in den ästhetischen ausgerichteten Profilklassen und Kursen zusammen. Gefragt, warum sich der Aufwand einer solchen Großveranstaltung  – an dieser Stelle gilt dem Technikteam der Dank der Schulgemeinschaft – lohnt, antwortet sie ohne lange zu überlegen: „Weil die Schülerinnen und Schüler wahrgenommen werden.“